7. Oktober 2023

Soundinstallation, Gespräche und Bildungsoffensive

Die Angriffe vom 7. Oktober haben die jüdische Gegenwart gewaltsam verändert. Das Jüdische Museum reagiert mit einer Soundinstallation, Gesprächen und einer Bildungsoffensive auf Terror und grassierenden Antisemitismus.

Am 7. Oktober 2023 folterten und ermordeten Hamas-Terroristen mehr als 1.300 Menschen in Israel und verschleppten etwa 240 Babys, Kinder, Frauen und Männer gewaltsam in den Gaza-Streifen. Die filmisch dokumentierte Monstrosität ihres Massakers stellt eine Zäsur in der jüdischen Gegenwart dar, die sich in Retraumatisierung, Angst und Fassungslosigkeit von Jüdinnen und Juden in Deutschland zeigt. Seitdem Israel militärisch gegen die Hamas im Gaza-Streifen vorgeht, ist die Anzahl antisemitisch motivierter Gewalttaten bedeutend gestiegen. Der Terror der Hamas wird auf Demonstrationen und in den Sozialen Medien als Befreiungsschlag gefeiert und Israel dämonisiert. Die Zahl der Gedenkveranstaltungen für die Opfer der von der Hamas verübten Massaker indes ist gering.

Das Jüdische Museum Frankfurt versteht es als seine Aufgabe, die Zäsur des 7. Oktober öffentlich zu thematisieren – unter anderem mit einer eigens entwickelten Soundinstallation, einer Bildungsoffensive und Gesprächsveranstaltungen.

Seit Donnerstag, 2. November, ist die Skulptur „Untitled“ von Ariel Schlesinger auf dem Vorplatz des Museums blau illuminiert; in einer Soundinstallation werden die Namen und das jeweilige Alter der Geiseln verlesen. Mit dieser Aktion schließt sich das Museum der internationalen Initiative „Bring Them Home Now“ an, die von Angehörigen initiiert wurde und eine sofortige Freilassung der Geiseln fordert. Der Oscar-nominierte Filmemacher Ari Folman hat mit einigen der Angehörigen Filminterviews geführt, die während der Öffnungszeiten des Museums in der Bibliothek zu sehen sind (dienstags bis sonntags 10-17 Uhr, freier Eintritt).

Die Bildungsoffensive des Museums richtet sich gegen den sprunghaft angestiegenen Antisemitismus und konzentriert sich in erster Linie auf Schulen. Sie umfasst den 2,5-stündigen Workshop „Antisemitismus – Juden als Fremd- und Feindbilder“ für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klassenstufe, den Lehrkräfte buchen können. Darüber hinaus bietet das Museum Lehrerinnen und Lehrern sowie Schulleitungen einen geschützten Raum für den kollegialen Austausch über die Auswirkungen des Terrors von Hamas sowie der militärischen Reaktion Israels auf den Alltag an deutschen Schulen an. Das Ziel des Austauschs besteht darin, das Wissen um die historischen Zusammenhänge der aktuellen Entwicklungen zu stärken und Lehrende in einem antisemitismuskritischen Umgang mit Schülerinnen und Schülern zu unterstützen. Die erste Veranstaltung ist bereits ausgebucht; die zweite findet am Donnerstag, 23. November, von 16 bis 18 Uhr statt. Um Anmeldung bis zum Vortag wird gebeten an: besuch.jmf@stadt-frankfurt.de.

Der Bildungsoffensive an Schulen steht eine neu konzipierte Führung „Auseinandersetzung mit Antisemitismus“ zur Seite, die sich an Erwachsene richtet und online und vor Ort stattfindet. Anhand ausgewählter Stationen in der Dauerausstellung des Museums geht die Führung auf die verschiedenen Umgangsformen und Gegenstrategien von Jüdinnen und Juden mit Antisemitismus sowie die Geschichte des Zionismus im 20. Jahrhundert ein und nimmt dabei Bezug auf die aktuelle Situation. Die nächste Online-Führung bietet die Direktorin des Museums, Prof. Dr. Mirjam Wenzel, am Montag, 6. November, 18 Uhr an. Um Anmeldung wird gebeten an: onlineredaktion@juedischesmuseum.de.

Am 15. November, 19 Uhr, veranstaltet die Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museum aus aktuellem Anlass eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die Auswirkungen des 7. Oktober auf die jüdische Gegenwart in Deutschland“. Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer sind der Musiker, Autor und Berater Ofer Waldman, die Autorin und ZEIT-Journalistin Sarah Levy sowie die iranische Kurdin und Frankfurter Kommunalpolitikerin Tara Moradi. Um Anmeldung bis zum Vortag wird gebeten an: theresa.gehring@freunde-jmf.de.

Das Jüdische Museum Frankfurt wird als das erste Jüdische Museum in kommunaler Trägerschaft der Bundesrepublik Deutschland in diesem Monat 35 Jahre alt. Wir setzen unsere Ausstellungs- und Vermittlung jüdischer Kultur in Geschichte und Gegenwart an beiden Standorten unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen fort und verstehen uns weiterhin als ein Museum ohne Mauern, das interkulturelle Verständigung stärken und gesellschaftsgestaltend wirken will. Für Donnerstag, 16. November, laden wir die Öffentlichkeit von 10 bis 21 Uhr ein, unser Jubiläum mit uns bei kostenfreiem Eintritt mit besonderen Führungen und Gesprächen in unserem neuen Museumskomplex am Bertha-Pappenheim-Platz 1 zu begehen. Details finden Sie unter juedischesmuseum.de/veranstaltungen.

 

Bilder zum Download

  •  Soundinstallation Bring Them Home Now, © Jüdisches Museum Frankfurt (Download JPG)
  •  Videos Bring Them Home Now, Bibliothek im JMF © Jüdisches Museum Frankfurt (Download JPG)